Cael behält Recht. Bereits am nächsten Tag steht er bei ihnen in der Wohnung. Ezekiel Lunaris. Hinter seinem kultivierten Auftreten verbirgt sich ein Krieger und Alpha. Seine magische Macht ist Caels ebenbürtig. Das erkennt Ila bereits, als sie ihm die Hand schüttelt, die er ihr mit einem freundlichen Lächeln entgegenstreckt. Auch seinen forschenden Blick nimmt sie wahr. Genauso wie Cael spürt sie, wie Ezekiel ihren Geist durchforstet. Er will wissen, ob es ihr gut geht. Und das, obwohl der Alpha der Progista nichts tun könnte, wenn sie unter der Bindung zu Cael leiden würde. Ila ist klar, dass er es trotzdem versuchen würde. Ein Umstand, der ihn für sie sympathisch macht. «Du bist hoffentlich nicht wegen Ila hier, Lunaris. Du weißt, dass es dich nichts angeht!», stellt Cael schon mal klar. Jeder andere wäre ob der Macht, die Cael ausstrahlt, um seine Haltung zu untermauern, erschrocken und hätte sich zurückgezogen. Doch Ezekiel zuckt nicht einmal mit der Wimper. «Ich verabscheue es, wenn Hexen gewaltsam zu etwas gezwungen werden und obwohl dein Schachzug genial war, hast du Ilas Kapitulation erzwungen, Vandorra. Aber ich bin tatsächlich nicht deswegen hier. Die Angelegenheiten der Clans entziehen sich meinem Zuständigkeitsbereich. Der Überfall auf Gabriella Pardill ist jedoch nicht als claninternes Problem anzusehen», erläutert Ezekiel. Cael erwidert nichts auf Ezekiels Zurechtweisung, was Ila betrifft. Die Meinungen dazu haben ihn noch nie interessiert. Ila ist bei ihm und so wird es auch bleiben. Es ist auch Ila, die nun Ezekiel anbietet, sich doch zu setzen. So nimmt er auf dem schwarzen Ledersofa Platz. Cael setzt sich auf einen der großen Sessel und zieht Ila eng an sich. Ezekiel registriert dies. Vandorra kann ja viel erzählen und draußen im Ring noch viel mehr. Eines ist für Ezekiel allerdings offensichtlich: Cael hat Ila nicht an sich gebunden, um Dorn zu quälen, sondern weil er Ila will. Ilarja Delay sieht auch nicht aus, als ob sie unter der Situation leiden würde. Ein Umstand, der Ezekiel irgendwie erleichtert. Denn auch wenn die Progista, die Organisation, die in der magischen Bevölkerung für Gerechtigkeit sorgt, nicht für die Angelegenheiten der Clans zuständig ist, Ezekiel hätte einen Weg gefunden, Ila zu befreien. «Es geht mir gut. Sie müssen sich keine Sorgen um mich machen», lächelt Ila ihn an. Sie ist offenbar eine verdammt gute Empathin, stellt Ezekiel beeindruckt fest und zieht sofort seinen geistigen Schutz hoch. «Zurück zum Fall Gabriella Pardill. Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass es sich um eine Racheaktion der Dark Crow handelt. Doch dazu ist Gabriella dir, Vandorra, zu wenig nah. Und außerdem passt es nicht zum Alpha der Dark Crow. Mit einem anderen Clan hast du keine Fehden», führt Ezekiel aus. «Da bin ich mit dir einig. Eine solche brutale und vor allem feige Aktion passt nicht zu Dorn», stimmt Cael ihm zu. «Wer könnte Gabriella schaden wollen?», fragt Ezekiel nun. Cael zuckt nur mit den Schultern. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich etwas mit ihr zu tun hat. Auch ihre Cousins, die zu meinen Kriegern gehören, haben keine großen Fehden am Laufen. Aber ihr wart doch gestern vor Ort und habt bestimmt schon einen Anhaltspunkt.» «Der Tatort war völlig frei von magischen Spuren, nichts konnte zurückverfolgt werden», berichtet Ezekiel. Normalerweise spricht er nicht über laufende Ermittlungen und gibt Informationen nur ungern preis. Dass er Cael vertrauen kann, ist Ezekiel klar. Außerdem ist es von immenser Wichtigkeit, dass er den Alpha der Dark Crow dazu bringt, mit ihm zusammenzuarbeiten. «Ich würde gerne mit Gabriella sprechen. Vielleicht kann sie sich an etwas erinnern, das für uns wichtig sein könnte. Man hat mir gesagt, dass du Ila, sie geheilt hast und sie noch hier ist.» Wieder ruht Ezekiels freundlicher Blick auf ihr. Diesmal versucht er nicht, in ihren Geist einzudringen. «Ich war in Ellas Geist, als der Überfall stattfand. Ich habe nahezu alles miterlebt. Ihr Sehen wurde als Erstes blockiert und ihr Geist hat sich in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zurückgezogen. Ich konnte nichts wahrnehmen. Außer, dass sie alle wahnsinnig brutal waren und es nicht nur um den Akt ging, sondern um viel mehr. Unter anderem um Macht, die sie aus Ellas Leid gezogen haben», schildert Ila. Wie jedes Mal, wenn sie daran denkt, jagt es ihr eisige Schauer über den Rücken. «Kann ich mit Ella sprechen?», fragt Ezekiel nun. Nach allem, was Ila gerade gesagt hat, ist es Ezekiel noch wichtiger, Ella zu befragen. Er kann sich vorstellen, wie schwer es für sie werden wird, einem Fremden ihre Geschichte zu erzählen. Aber ohne ihre Hilfe werden sie die Täter wahrscheinlich nicht finden. Und diese Bastarde dingfest zu machen, ist für Ezekiel von zentraler Bedeutung. «Ist sie in der Lage dazu?», erkundigt sich Cael. Wenn Ila Nein sagt, wird er verhindern, dass Ezekiel mit ihr spricht. Doch Ila nickt und steht auf. «Ich bringe dich zu ihr, Ezekiel Lunaris», kündigt sie an und geht dem Magier voran die Treppe hoch.
Schon unzählige Opfer hat Ezekiel unmittelbar nach solchen Taten befragt. Doch noch nie hat ihn eines vom ersten Augenblick an so beeindruckt wie Gabriella Pardill, genannt Ella. Aufrecht sitzt sie im Bett, mit einem hellen Nachthemd bekleidet, die Decke bis unter die Brust hochgezogen und eng um ihren schmalen Körper geschlungen. Die hellblonden gelockten Haare fallen über ihre Schultern. In der Hand hält sie eine Tasse Tee. Frauenmantelkraut, registriert Ezekiel. Wenn er sich richtig entsinnt, hilft dieses Kraut Verletzungen der Weichteile zu heilen. Was Ezekiel daran erinnert, Ila zu bitten, ihm alle Verletzungen, die Ella davongetragen hat, aufzuzeichnen. Denn so aufmerksam und stark Ella auf den ersten Blick wirkt, Ezekiel sieht tiefer. Er sieht die Verletzung dieser jungen Seele und wie sich nach dieser Nacht alles für Ella verändert hat. Nichts ist mehr, wie es war. Sie wurde in Stücke gerissen und noch ist nicht sicher, ob sie sich selbst wieder zusammensetzen kann. Und doch ist da dieses Potential, das Ezekiel fühlt. Hinzu kommt eine gewisse Anziehung zwischen ihnen, welche Ezekiel nicht einordnen kann. Sie kommt ihm auf jeden Fall sehr ungelegen. «Sie sind Ezekiel Lunaris. Meine Cousins haben mir gesagt, dass Sie kommen werden.» Ihre Stimme ist leicht rau. Ezekiel fragt sich, ob diese immer so ist. Oder haben die Schweine sie etwa gewürgt? Automatisch sucht er mit seinem Blick nach Würgemalen. Natürlich findet er keine. Hätte sie welche gehabt, hätte Ila sie gewiss bereits geheilt. «Ich möchte mit Ella allein sprechen. Würdest du mir eine möglichst genaue Liste mit den Verletzungen, welche du bei Ella geheilt hast, machen?», bittet Ezekiel. Ila zögert mit Blick auf die junge Hexe im Bett. Diese meint: «Es ist ok, Ila. Du bist zwar bei mir gewesen, aber du musst dir das nicht noch einmal anhören.» Ezekiel zieht sich einen Stuhl ans Bett heran und setzt sich. «Also Ella, woran können Sie sich erinnern?», fragt er. «An jede einzelne Sekunde. Aber das ist nicht das, was Sie hören wollen. Und obwohl ich weiß, dass Sie vielleicht der Einzige hier sind, der das aushalten würde, werde ich Ihnen diese Geschichte nicht zumuten.» Ellas Stimme ist unglaublich fest und klar. Diese Hexe ist eine wahre Kriegerin. Ezekiel fragt sich, ob sie das selbst schon weiß. «Erzählen Sie mir alles, was Sie denken, das wichtig sein könnte», fordert er sie auf. «Es waren fünf. Überfallen haben mich nur vier. Aber da war noch ein fünfter. Er war in meinem Geist. Hässlich, dunkel, böse. Ich bin sicher, er hat zugesehen und sich daran aufgegeilt. Er hat gewollt, dass ich leide, dass ich schreie, weine und noch mehr. Irgendwie hat er auf etwas gewartet. Keine Ahnung auf was. Jetzt im Nachhinein fällt es mir auf. Als ich gemerkt habe, dass er will, dass ich mich wehre, habe ich aufgehört. Ich bin ganz still geworden, innerlich und äußerlich. Das hat ihn wütend gemacht, sehr sogar. Aber er konnte nicht mehr in mir bleiben.» Ellas wache Augen ruhen auf Ezekiel, der ihr ruhig zuhört. Nun nickt er. « Das passt», murmelt er. Nun wird Ella hellhörig. «Wie meinen Sie das?» Ezekiel schüttelt nur den Kopf. Er will sie nicht mit seinem Wissen belasten. Sie hat schon genug mitgemacht. Genau das spürt Ella und sie wird ungehalten. «Sparen Sie sich ihr Mitleid für jemanden, dem es hilft. Ich jedenfalls brauche keins. Ich habe das hier überlebt und ich werde auch weiterleben. Ich werde gut leben. Also. Was meinen Sie mit ‘das passt’.» Diese Hexe ist einfach unglaublich. So jung, so unschuldig und so unfassbar stark. «Ihr Fall ist nicht der einzige. Es gibt mehrere, ähnlich geartet. Nach einigen Tagen tauchten auf einschlägigen Seiten jeweils Videos auf. Zu sehen sind nur die Hexen, wie sie schreien. Nur von Ihnen hat es bisher keines gegeben. Das hat mich irritiert. Doch nun ist mir klar, weshalb: Sie haben ihnen nicht geliefert, was sie wollten.» Dass dies bedeutet, dass sich diese Bande schon sehr bald das nächste Opfer suchen wird, spricht Ezekiel nicht aus. Ella weiß es trotzdem. Eine Weile ist sie still und denkt nach. «Der fünfte Mann filmt nicht nur. Er zieht Macht aus dem Leid», ergänzt sie dann. «Das würde erklären, weshalb sie ausschließlich junge Hexen mit hohem ungenutztem magischem Potenzial überfallen«, überlegt Ezekiel. Ellas Blick richtet sich an die Zimmerdecke. «Dann war der Überfall geplant? War ich als Person gemeint?» Ella muss das wissen. Ezekiel hält den Kopf schräg. «Ja und nein. Der Überfall war geplant. Was auch immer für einen Zauber sie anwenden, um diese Dunkelheit heraufzubeschwören, sie müssen ihn vorbereiten. Also müssen sie gewusst haben, wann Sie sich wo aufhalten. Und sie suchen sich immer den gleichen Typ Hexe aus: jung, mit viel Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist und Jungfrau», erläutert er dann. Wieder ist es still zwischen ihnen. Ezekiel kann ihren Schmerz fühlen. Ebenso wie die Erschütterung darüber, dass sie sich immer an ihr erstes Mal als einen Gewaltakt erinnern wird. Er will sie schon deswegen trösten, als er erkennt, dass dieser Schmerz nicht ihr allein gehört, sondern auch ihm. «Ich hätte es sein sollen. Ihr erstes Mal ist mir bestimmt gewesen.» Der Gedanke steigt in ihm auf und setzt sich fest. Er sagt nichts zu ihr. Drückt ihr nur kurz die Schulter und verlässt dann ihr Zimmer.
Bevor Ezekiel sich auch von Cael und Ila verabschiedet, informiert er auch sie über den Stand der Ermittlungen. «Ich muss dich bitten, deine Leute zurückzuhalten. Wenn sie ebenfalls Nachforschungen anstellen, könnte dies dazu führen, dass die Täter abtauchen, und wir sie niemals finden», schärft er Cael ein. «Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun. Allerdings hat der Überfall auf Ella hohe Wellen geworfen. Vor allem ihre Cousins würden nichts lieber tun, als sie zu rächen», gibt Cael zu Bedenken. «Gib ihnen etwas zu tun. Bis wir diese Drecksäcke haben, sind alle jungen Hexen in Gefahr. Sorg dafür, dass sie geschützt sind. Darauf solltest du dich mit deinen Leuten konzentrieren», rät Ezekiel. Dann verlässt er den Wolfsturm. Seine Gedanken sind noch immer bei Ella. Die Erkenntnis, dass nicht nur ihr etwas genommen worden ist, sondern auch ihm, beschäftigt ihn. Es hätte zwischen ihnen beiden sein sollen. Die Verbindung als erster Mann dieser Hexe ist sein Vorrecht gewesen. Dieser Mistkerl, der sie als erster gegen ihren Willen genommen hat, hat sie beide beraubt. Es ist nicht sicher, dass Ella sich jemals wieder einem Magier hingeben kann, ohne sich an diesen Frevel zu erinnern. Ihr Schicksal hat sich gerade verändert. Es ist fraglich, ob er ein Teil dieses neuen Schicksals sein wird. Niemals wird er sich ihr aufdrängen. Oder sie noch mehr in Aufruhr versetzen. Er wird vergessen müssen, dass es die Möglichkeit eines gemeinsamen Weges jemals gegeben hat.
Im obersten Stock des Wolfsturmes hat sich Ella soeben aus dem Bett erhoben. Ihr ist schwindelig und ihre Knie fühlen sich an wie Pudding. Dennoch schafft sie es mit tapsigen Schritten bis zum Fenster. Sie blickt nach unten auf den Parkplatz. Dort unten glaubt sie die Gestalt von Ezekiel Lunaris zu sehen. «Meine Jungfräulichkeit hat dir gehört, die Verbindung hätte mit dir sein sollen. Wenn sich unsere Wege nochmals kreuzen, will ich die Deine sein können.», flüstert sie leise. Ein letztes Mal erlaubt sich Ella zu weinen, um das, was sie verloren hat. Ab morgen wird sie sich darauf konzentrieren, ihren neuen Weg zu gehen. Einen Weg, den sie sich nicht gewünscht hat. Und sie hat keine Ahnung, wie er aussehen soll. Tiefe Erschöpfung überkommt Ella und sie schwankt zurück ins Bett. Dankbar lässt sie sich in den Schlaf gleiten. Wieder steigt in ihr der Gedanke auf, dass es schön wäre, einfach immer weiter zu schlafen. Dann müsste sie sich der grausamen Realität nicht stellen. Nie wieder. «Glaube an dich und sie wird da sein, die Kraft in dir, das Licht in dir, das Wissen in dir, die Heilung in dir», hört sie Ila in ihrem Geist singen. Damit erinnert sie Ella daran, dass sie nicht allein ist und es um sie herum Menschen gibt, die mit ihr diesen beschwerlichen Weg gehen werden.
Ihr Innerstes wird zerfetzt, ihr Körper geschunden, ihr Geist zerrüttet, ihre Zukunft zerstört. Ezekiel taucht auf, sein starker Geist, der schon so viel gesehen, schon so viel ausgehalten hat, sein Körper, kraftvoll und verlässlich. Seine Kriegerseele, die bereit ist für den Kampf um Gerechtigkeit. Ein Magier für den Aufgeben keine Option ist. Er blickt sie an. Es ist, als würde sie ihn erkennen. Wie jemanden, den sie schon ihr ganzes Leben lang kennt. Tiefes Vertrauen breitet sich in ihr aus. Mit ihm und bei ihm ist alles gut. «Niemals wirst du mich vergessen.» Die höhnische Stimme zerstört alles. Ezekiel zerfällt und zurück bleibt die lähmende Dunkelheit. Und diese Magier, die ihr alles nehmen und sie weiter in den Schmerz treiben.
Schweißgebadet wacht Ella auf. Sofort macht sie Licht, konzentriert sich auf ihre Atmung, die viel zu schnell ist. Es ist nicht mehr real. Sie ist im Wolfsturm in ihrem Bett, in Sicherheit. Bestimmt ist auch Ila erwacht und wartet darauf, dass Ella sie ruft. Nacht für Nacht träumt Ella. Manchmal schreit sie das ganze Haus zusammen. Dann, wenn sie ihren Schmerz nicht mehr beherrschen kann. Langsam steht Ella auf, geht zum Fenster. Seit Ezekiels Besuch steht sie oft hier und starrt ins Leere. Sie hat gesehen, was hätte sein können. Das ist der größte Schmerz für sie. «Soll ich zu dir kommen?» Natürlich hat Ila ihr Leid mitbekommen. Nur zu gerne würde Ella sich von ihr trösten, sich von ihr in den Schlaf wiegen lassen. Aber heute geht das nicht. Denn neben diesem sie immer wieder quälenden Satz: «Niemals wird du mich vergessen», erinnert sie sich jetzt gerade an etwas anderes: Ihr eigenes Versprechen: «Ich werde leben. Und ich werde gut leben.» Etwas regt sich in Ella, eine Kraft, die sie bisher nie gespürt hat. Sie setzt sich an den Schreibtisch im Zimmer, zieht ein Blatt Papier hervor und beginnt zu schreiben. Zuerst sind es wirre Worte und Sätze. Doch zunehmend kann sie Ordnung hineinbringen. Sie entdeckt hinter dem Schmerz, Sorge und Angst.
Angst, um alle die jungen Hexen da draußen, die bedroht sind, solange die Täter nicht dingfest gemacht sind. Eine tiefe Sorge, um jene, die sich selbst ebenso wenig schützen können wie sie. Solange dies so ist, sind sie leichte Beute. Es wird weitere Opfer geben. Eine Tatsache, die Ella wahnsinnig betroffen macht. Sie selbst hat das Glück gehabt, in diesen schrecklichen Minuten Ila an ihrer Seite zu haben. Wäre es anders gewesen, sie weiß nicht, ob sie überlebt hätte. Dass diese Verbindung hat entstehen können, ist jedoch eigentlich Zufall. Aber niemand sollte so etwas allein durchmachen müssen. Niemand sollte so ungeschützt sein, wie sie es auch gewesen ist. Für sie selbst ist klar, dass sie nie wieder in eine Situation kommen will, in dem sie dermaßen wehrlos ist. Jeder der sie kennt, sagt, dass sie Potential hat. Sie wird es nutzen, um sich selbst verteidigen zu können. Ihren Körper, ihre Seele und ihren Geist. Alles wird sie tun und lernen, um das zu können. Doch das wird ihr nicht reichen. Es muss weiter gehen, viel weiter. Und allmählich wächst ein Plan in ihr. Eigentlich ist es kein Plan, es ist eine Vision. Die Vision von Schutz und Unterstützung von Hexen für Hexen. Die Vision von Schwesternschaft.
Es ist nicht die letzte Nacht, in der Ella von ihren Peinigern im Traum verfolgt wird. Aber es ist die erste Nacht, in der sie beginnt, aus der Scheiße, die ihr passiert ist, etwas Gutes zu machen. Ihre Cousins verstehen Ella nicht, als sie wenige Tage später den Wolfsturm verlässt. Es wäre ihnen lieber, wenn sie noch lange in dem schützenden Kokon, den Cael und Ila ihr bieten, bliebe, am liebsten für immer.
So sehr Ella die Sorge der beiden Magier versteht, sie setzt sich durch. Nicht nur in diesem Punkt. Ihre Vision fest im Blick, verändert Ella ihr eigenes Leben.
© by Patricia Tschannen, 2024
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